Sonntag, Februar 6

Monster ...

Schon komisch. Es hat ein Wort genügt und ich grübele schon seit Tagen. Ein Wort hat alles wach gerüttelt.
Es tut mir leid einige enttäuschen zu müssen. Dies ist ausnahmsweise mal wieder keine Geschichte. Ich habe mir vor kurzem meine älteren Texte durchgelesen und dachte mir "Zurück zu den Wurzeln". Oder es zumindest noch einmal damit versuchen.
Es gibt Dinge, die kann man nicht so einfach mit Worten beschreiben. Dinge, für die es kein bildliches Beispiel gibt, von dem man eine schön ausgeschmückte Geschichte schreiben kann. Die ist so etwas ...
Und wer sich unbedingt dazu eine Geschichte wünscht, der schmeist eben seine Fantasie-Maschiene in seinem Kopf an und malt sich die Geschichte eines Jungen aus. Ein Junge der mitten in der Nacht mit einer Schale Eis und Kaffee in sein Zimmer kommt, sich an den Computer setzt und schreibt. Ein Junge, der eigentlich glücklich sein müsste, dem so viel Gutes wiederfährt, der so vieles hat, aber der dennoch durch ein einziges Wort, seiner ganzen Welt beraubt wurde.
Monster.

Ist es nicht seltsam, wie ein einziges kleines Wort so unglaublich viel auslösen kann ? Das ein einziges Wort mit so unglaublich viel verknüpft sein kann, dass es einen innerlich zerreist vor allem, was einem binnen Sekunden durch den Kopf Schiesst. Das einen ein Wort, welches man schon des öfteren gehört hat, von einer bestimmten Person benutzt, so vieles wieder hervor ruft.
Ich habe in meinem Leben, welches nach vielen Maßstäben sicherlich noch ziemlich kurz ist, schon unglaublich viel erlebt. Manchmal komme ich mir innerlich vor, wie ein alter Mann. Und wenn ich dann daran denke, dass ich vermutlich noch 70 Jahre, wenn nicht noch länger, leben werde, bekomme ich Angst.
Angst davor, wer ich bin. Wer ich werde. Was ich tun könnte. Was ich tun werde.
Ich habe in meinem Leben viele, viele Dinge getan, auf die ich alles andere als Stolz bin. Für jede einzelne wünsche ich mir den Tod oder Schlimmeres. Und doch habe ich es irgendwie geschafft damit zu leben. Denn wie es so schön heist "Das Leben geht weiter". Und das ist eine Gottverdammte Wahrheit. Es geht immer weiter. Man kann nicht einfach aufhören mit dem Leben.
Und das sagt euch jemand, der damit Erfahrung hat. Jemand der innerhalb von knappen 16 Jahren so oft sprichwörtlich "Am Abgrund stand". Und wenn ich ehrlich bin, dann nicht nur sprichwörtlich.
Aber warum habe ich weiter gemacht ? Warum tue ich mir, und vor allem allen anderen dies weiter an ?
Ich weis nicht was es ist, dass einen im letzten Moment zurück hällt. Ich habe keine Ahnung welche innere Stimme zu einem spricht, wenn man mit der Klinge in der Hand da sitzt, sich über den Abgrund vor dem offenen Fenster lehnt, oder sich Schritt für Schritt auf die befahrene Straße begibt. Ich weis es nicht.
Und doch danke ich dieser Stimme und verfluche sie täglich aufs Neue.
Ich habe in meinem letzten Text die Frage erwähnt "Wie wäre die Welt wohl ohne mich ?". Und ich habe keine Antwort auf sie.
Ich möchte niemandem mit meinen Ansichten Angst einjagen, jemanden in seiner Ansicht beleidigen oder kritisieren. Ich möchte auch erst recht nicht jemandem meine Meinung aufzwingen. Ich versuche lediglich, mir meine Antwort zusammenzureimen.
Ich denke, dass wir eigentlich jeden Tag am Abgrund stehen.
Der Mensch ist in zwei Dingen unglaublich gut.
1. Probleme zu lösen. Das heist einen Weg zu finden mit oder durch etwas zu leben, etwas zu entwickeln oder sich mit dem Problem auseinanderzusetzen.
2. Sich vor Problemen zu verstecken. Das heist jeder Entscheidung, jeder Verantwortung, jedem freien Gedanken. Sich abzuschließen gegenüber allem, was einem etwas tun könnte.
Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass ein Mensch einer der Kategorien angehört. Im Gegenteil. Menschen haben zu beidem eine natürliche Veranlagung. Sie beherrschen beides wunderbar. Und sie nutzen auch beides.
Normalerweise ist unser Verstand, das was uns von anderen Lebewesen unterscheidet, der Wärter zwischen diesen beiden Seiten. Er entscheidet, in welcher Situation wir welches Talent nutzen, denn unser Verstand ist sich unserer Talente, bewusst oder unbewusst, sicher und er versteht sie und kann sie leiten. Er entscheidet, was angebracht beziehungsweise, was das "beste" in der jeweiligen Situation ist.
Stehen wir vor einer Hürde, die uns etwas großartiges Offenbart und mit der wir fertig werden können, gibt uns unser Verstand auf sie zu überwinden.
Stehen wir vor etwas unlösbarem, oder etwas das uns in keinster Weise weiterbringt, gibt er uns auf uns raus zu halten.
Aber was passiert, wenn wir vor einer Hürde stehen, bei der unser Verstand nicht weis, ob wir sie überwinden können und ob es sich lohnt dies zu tun ?
Ein gutes Beispiel ist die bereits beschriebene Situation.
Wir stehen am offenen Fenster und fragen uns ob wir springen sollen.
In unserem Kopf passiert folgendes:
Unser Verstand ist überfordert. Er weis das wir es schaffen würden. Wir könnten mit den Problemen zurecht kommen. Es würde eine Weile dauern, aber mit Sicherheit würde alles gut werden. Und es gibt so unglaublich vieles, für das es sich lohnt zu leben. Man würde unglaublich vieles zurücklassen. Dieser Teil geschieht, auch wenn wir denken wir hätten nichts mehr. Denn es gibt immer etwas.
Zum anderen spielt er auch das Szenario ab "Wie die Welt ohne uns wäre" und sieht ein das es so vielleicht besser für uns, um uns zu erlösen, und alle anderen wäre.
Und hier geschieht "Der Trick".
Der Körper ist natürlicher weise zu Selbsterhaltung ausgelegt. Wenn er in einer bedrohlichen Situation ist, tut er automatisch das, was wichtig ist um uns am Leben zu erhalten. Es kann so weit gehen das der Kopf buchstäblich abschaltet.
Auf diese Weise sendet der Körper Stress-Hormone aus, die uns sozusagen in einen "Angst-Zustand" versetzen. Wir bekommen Angst davor, dass es weh tut wenn wir uns etwas antun. Das es Schmerzen sind, gegen die wir dann nichts mehr unternehmen können. Und hier setzt die Empathie ein. Wir empfinden den Schmerz, den lieb gewonnene Personen vermutlich empfinden würden.
Diese Vorgänge unterstützen uns dabei, die Lebenserhaltende Seite unseres Verstandes mindestens So weit zu stärken, dass sie die andere überwiegt.
Aber man sollte nicht glauben, dass so etwas nur in solch extremen Situationen geschieht.
Wenn man das beklemmende Gefühl bei traurigen oder schwermütigenden Gedanken kennt, dann ist man schon Zeuge der Stress-Situation in die einen der Körper versetzt.
Im normalen, durchschnittlichen Leben, kommt dies häufiger vor als man denkt.
Wie ich gesagt habe, wir stehen jeden Tag am Abgrund.
Und im Grunde hat unser Körper und unser Verstand ja ziemlich recht.
Der jeweiligen Situation entsprechend, gibt es natürlich Schuld, Schmerz, Angst, Frust und ähnliches. Und sie gehören zum Leben dazu, solch eine Situation und Erfahrung macht einen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit stärker.
Aber wenn wir auf die andere Seite schauen, dann gibt es SO unglaublich vieles, das So unglaublich lebenswert ist. Allein schon die Hoffnung und die Vorfreude auf vieles davon reicht aus, um ein Grund zum Leben zu sein. Und wenn es nur ein Mensch ist, der hin und wieder nett zu einem ist.
Denn so sehr man sich zum Beispiel für etwas hasst, was man jemandem angetan hat, so sinnlos wäre es auch, danach aufzugeben, alles hinzuwerfen und anderen und mit Sicherheit auch diesem Menschen weh zu tun. Es wäre doch viel erstrebenswerter, dieser Person, oder zumindest sich selbst und seiner Umgebung, ein schönes Leben zu ermöglichen. Und so schwierig dies auch sein mag, wenn man nicht mehr die Chance dazu hat, weil man aufgegeben hat, dann hat man schon verloren. Solange man im Spiel bleibt, gibt es immer eine Chance ...

Ich möchte mit diesem Text vieles Ausdrücken.
An erster Stelle, möchte ich allen danken, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben und spielen. Jeder einzelne von ihnen hat mich zu dem gemacht der ich bin.
An zweiter Stelle möchte ich mich bei all den Menschen, denen ich mit Fehlern und auf jegliche Weise weh getan habe entschuldigen. Es ist sehr förmlich, aber ich hoffe ihr erkennt, das ich mich mehr als ihr denkt mit jedem einzelndem Fehler auseinander gesetzt habe.
An dritter Stelle ist dies ein Ausruf an alle denen es schlecht geht. Ihr werdet kein Licht im Dunkeln finden, wenn ihr aufgebt danach zu suchen. Es IST schwer, aber nicht unmöglich.
Und letztendlich, hoffe ich vielen damit viele Situationen zu erklären in denen ich mich vielleicht seltsam verhalten habe. Ich kann mich manchmal schlecht verbergen wenn es um solche Gedanken geht. Aber mir geht es gut !

Um den Text nun endlich abzuschließen, Danke an euch fürs lesen.
Und ich möchte noch eine kleine Bitte loswerden.
Ich möchte euch bitten, Situationen, Erlebnisse, persönliche Erfahrungen jeglicher Art hierzu einfach hier drunter aufzuschreiben. Keine Sorge ihr könnt euch natürlich anonym lassen. Es wäre für mich einfach nur eindrucksvoll, so etwas zu lesen und zu verstehen wie andere sich mit ihren Gedanken und Problemen auseinander setzen und wie ihr mit bestimmten Sachen umgeht.
Und wenn jemand im Moment in einer solchen Krise steckt, biete ich mich natürlich auch gern als persönlicher (natürlich kostenloser) "Psychotherapeut" an ;D
Vielen, vielen Dank,
Cain