Samstag, März 12

Sturm

Das verspielte Säuseln des Windes drang wie im Traum durch das geschlossene Fenster herein. Die Dunkelheit hinter der dünnen Scheibe war vollkommen und fast erdrückend. Sie lies nicht einen kleinen Schimmer von dem erkennen, was da draußen in der Welt vor sich ging. Es schien als wäre die ganze Welt, alle Existenz und alle Geschehnisse auf diesen einen Raum beschränkt wären. Nichts war wahrhaftig.
Der Wecker in der Ecke zeigte kurz vor 2 Uhr und das zaghafte Licht der einzigen Lampe spiegelte sich auf der Oberflächliche einer schwarzen Flüssigkeit. Die Tasse war schon halb leer und der Kaffee kalt.
Er bemerkte weder den stechenden Schmerz in seinen fast blutenden Fingerkuppen, noch wie sich der Bettpfosten sein einer geschlagenen Stunde in seinen Rücken bohrte.
Vor ihm auf dem befleckten Laken lagen nur ein kleines, braunes Buch und ein kleiner, blauer Kugelschreiber.
Wörter zogen sich über die aufgeschlagenen Seiten des Buches, klar und deutlich und doch schienen sie vor seinen Augen zu verschwimmen.
Seine Hand bewegte sich in ruckartigen Bewegungen auf und ab, immer im Takt zu der Musik in seinem Kopf.
Er dachte nicht an die Nachbarn um ihn herum die es vielleicht stören könnte, er dachte nicht an all das, dem er sich aussetzte, er dachte an irgendetwas in der Zukunft. Er lebte nurnoch für diese eine Sache in seinen Armen.
Es war vieles das ihm wie ein Schleier auf der Seele lag. Vieles das unausgesprochen um ihn herumschwebte und ihn auf Schritt und Tritt verfolgte, ihn stets daran erinnernd, dass es noch da war. Und es war vieles das ihn beschäftigte, so vieles das immer da war und sich ihm aufdrängte, ihm geradezu in den Schädel sprang und anflehte doch bitte endlich bedacht zu werden, ganz gleich wie oft er sich dem schon hingegeben hatte.
Es war, als wäre er ein Fels in der Brandung. Von allen Seiten bedrängten ihn die Wellen. Von allen Seiten stürzten sie sich auf ihn und versuchten ihn unter sich zu begraben. Und doch konnte er sich stets noch gerade so über Wasser halten.
Der einsame Fels in der Brandung, ohne einen Blick auf Land zu erhaschen, den Wellen ausgesetzt, ihnen trotzend.
Aber in diesem einen Augenblick war es, als teilte sich das Wasser. Als wäre der Sturm nur für einen Augenblick still. Als hätte die ganze Welt den Atem angehalten, um ihm diesen Moment zu schenken.
Es war diese eine Sache die er SO unbedingt tun wollte. Es fühlte sich an wie eine Pflicht und zugleich wie eine Erfüllung. Ein Traum in dem man etwas tun muss, aber es das einzige ist, das man tun möchte.
Es war die eine Sache, die ihm diesen Moment schenkte. Diesen einen Moment Ruhe.
Und es war der Gedanke daran, was er damit erreichen könnte, der wie ein kleines Licht vor ihm durch den Sturm flog und ihm den Weg zeigte.
Nicht den ersehnten Weg ans ruhige Land, sondern den Weg zu neuen Ufern.
Doch ich frage dich:
Ist das Flucht ?

Freitag, März 4

Du verstehst mich doch eh nicht ...

Ich öffnete vorsichtig die Tür und trat ein. Normalerweise hätte ich gefragt, ob ich eintreten dürfe, aber besondere Situationen, erfordern besondere Maßnahmen.
Sein Zimmer sah aus wie immer.
Das einzige das anders war, war die Tatsache, dass seine Schultasche zusammgesunken in der Ecke lag. Vermutlich hatte er sie in seinem Wutanfall dorthin geschleudert. Außerdem war sein Computer nicht angeschaltet, was so ziemlich seine übliche erste Handlung war, wenn er von der Schule nach Hause kam.
Ich machte ein paar zaghafte Schritte ins Zimmer und schloss die Tür behutsam hinter mir.
"Was !?" grunzte es mich dumpf und aggressiv an.
Ich sah zu ihm. Er lag auf seinem Bett, das Gesicht tief in seinem, mit seiner Lieblingsbettwäsche bezogenem, Kissen vergraben.
"Was !?" wiederholte er, diesmal mit deutlicher Wut in der Stimme.
"Ach ..." sagte ich und setze mich auf den Bettrand "Ich hab mich halt nur gefragt was denn nun los ist ... ich meine so schlecht warst du schon lange nicht drauf. Magst du nicht ..."
"Halt die Klappe, alter Mann" grunzte er mir entgegen und drehte sich mit dem Rücken zu mir, zog aber das Kissen mit sich, nur um sein Gesicht noch tiefer darin zu verbergen.
Ich hatte meine Hand gehoben, um sie ihm auf den Rücken zu legen, hielt nun aber in der Bewegung inne.
Betont sanft hob ich erneut an "Du weist das du nicht mit mir reden musst. Aber es wäre schön wenn du mir zumindest mal sagst was los ist."
Er zog sich eng zu einer Kugel zusammen und sagte nichts.
"Komm schon. Sag mir wenigstens was passiert ist, sonst mache ich mir wieder die ganze Zeit Sorgen. Und wer sagt das ich dir nicht vielleicht helfen kann !?" sagte ich und rückte ein Stück näher an ihn heran.
"Ach du hast doch keine Ahnung." nuschelte er in sein Kissen.
Ich musste schmunzeln "Glaub mir mein Lieber, ich weis eine ganze Menge mehr als du denkst."
Er rollte sich noch enger zusammen, als wollte er sich vor irgendetwas verstecken. "Du hast keine Ahnung wie ich mich fühle. Du verstehst mich eh nicht. KEINER versteht mich !"
Er wälzte sich von Zorn gepackt herum.
Ich sah ihn traurig an. Ich hatte Mitleid, wie man es für seinen kleinen nur haben kann. Leise versuchte ich es erneut "Natürlich verstehe ich dich nicht. Aber wenn du es mir erzählst, dann kann ich es wenigstens versuchen."
Ich setzte mich aufs Bett und legte ihm nun doch eine Hand auf den Rücken.
"Ich werd dich nicht in Ruhe lassen, bis du es mir nicht wenigstens erzählt hast."
Ich knuffte ihn sanft in die Schulter "Komm schon großer ... Was ist los ?"
Etwas wiederstrebend setzte er sich auf.
Rote Streifen zogen sich von seinen Augen herab durch sein Gesicht. Seine Augen waren wässrig und in ihnen war etwas zu erkennen, das zwischen unbändiger, verletzter Wut und tiefer, ängstlicher Trauer wechselte.
Unwillig begann er mir zu erzählen, was heute schlimmes vorgefallen war.
Ich saß einfach nur da und hörte ihm zu. Und das schien ihm zu gefallen, denn das Reden tat ihm gut und er erzählte immer mehr und mehr. Hin und wieder warf ich kleine Fragen ein wie "Und was hat sie gesagt ?" oder "Und was ist davor passiert ?".
Sein Blick wurde immer heller. Es war nun eine Art Erleichterung die in sein Gesicht geschrieben stand. Er genoss es geradezu mal alles rauslassen zu können und sich alles von der Seele reden zu können. Das Reden schien ihn sogar so sehr zu erleichtern, dass er garnicht merkte, wie weit er abschweifte. Er erzählte mir Dinge die er mir wohl sonst niemals erzählt hätte, da es ihm wohl zu peinlich gewesen wäre.
Nach einer Weile schwieg er.
Ich schwieg.
Wir sahen uns nur an.
Dann sagte er leise und zaghaft "Verstehst du ?"
Ich lächelte ihn an nickte. "Ja.", sagte ich und nahm ihn in den Arm "Ja, ich verstehe. Und danke, das du es mir erzählt hast."
Er lehnte bereitwillig den Kopf an meine Schulter und ich begann leise und bedächtig auf ihn einzureden.
Ich erzählte ihm, wie ich einmal in der selben Situation gesteckt hatte. Wie schlimm es mir damals gegangen war. Und vor allem was ich dagegen gemacht hatte.
Eine Stunde nachdem ich den Raum betreten hatte, verlies ich ihn wieder.
An der Tür drehte ich mich noch einmal zu ihm um, sah ihm tief in die Augen und sagte "Keine Sorge, es wird schon alles wieder. Wenn etwas ist, dann sag mir einfach Bescheid. Ok ?"
Er nickte und lies sich wieder auf sein Kissen sinken.
Als ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich nurnoch ein leise gemurmeltes "Danke Papa".
Auf der anderen Seite der Tür erwartete mich ein sorgenvolles Gesicht. "Was ist denn nun mit ihm."
Ich entgegnete mit einem Grinsen "Ach Schatz, du kennst doch diese Teenies !"

Vielen Dank auch dieses Mal wieder an alle fürs Lesen. Ich freue mich wie immer sehr über Kommentare und hoffe ihr seid mit diesem "etwas anderen" literarischen Experiment zufrieden.
Ich hoffe ich konnte einigen "Teenies"
auch mal die andere Seite der Medaille zeigen.
In diesem Sinne, bis zum nächsten mal !
Lg Cain

Sonntag, Februar 6

Monster ...

Schon komisch. Es hat ein Wort genügt und ich grübele schon seit Tagen. Ein Wort hat alles wach gerüttelt.
Es tut mir leid einige enttäuschen zu müssen. Dies ist ausnahmsweise mal wieder keine Geschichte. Ich habe mir vor kurzem meine älteren Texte durchgelesen und dachte mir "Zurück zu den Wurzeln". Oder es zumindest noch einmal damit versuchen.
Es gibt Dinge, die kann man nicht so einfach mit Worten beschreiben. Dinge, für die es kein bildliches Beispiel gibt, von dem man eine schön ausgeschmückte Geschichte schreiben kann. Die ist so etwas ...
Und wer sich unbedingt dazu eine Geschichte wünscht, der schmeist eben seine Fantasie-Maschiene in seinem Kopf an und malt sich die Geschichte eines Jungen aus. Ein Junge der mitten in der Nacht mit einer Schale Eis und Kaffee in sein Zimmer kommt, sich an den Computer setzt und schreibt. Ein Junge, der eigentlich glücklich sein müsste, dem so viel Gutes wiederfährt, der so vieles hat, aber der dennoch durch ein einziges Wort, seiner ganzen Welt beraubt wurde.
Monster.

Ist es nicht seltsam, wie ein einziges kleines Wort so unglaublich viel auslösen kann ? Das ein einziges Wort mit so unglaublich viel verknüpft sein kann, dass es einen innerlich zerreist vor allem, was einem binnen Sekunden durch den Kopf Schiesst. Das einen ein Wort, welches man schon des öfteren gehört hat, von einer bestimmten Person benutzt, so vieles wieder hervor ruft.
Ich habe in meinem Leben, welches nach vielen Maßstäben sicherlich noch ziemlich kurz ist, schon unglaublich viel erlebt. Manchmal komme ich mir innerlich vor, wie ein alter Mann. Und wenn ich dann daran denke, dass ich vermutlich noch 70 Jahre, wenn nicht noch länger, leben werde, bekomme ich Angst.
Angst davor, wer ich bin. Wer ich werde. Was ich tun könnte. Was ich tun werde.
Ich habe in meinem Leben viele, viele Dinge getan, auf die ich alles andere als Stolz bin. Für jede einzelne wünsche ich mir den Tod oder Schlimmeres. Und doch habe ich es irgendwie geschafft damit zu leben. Denn wie es so schön heist "Das Leben geht weiter". Und das ist eine Gottverdammte Wahrheit. Es geht immer weiter. Man kann nicht einfach aufhören mit dem Leben.
Und das sagt euch jemand, der damit Erfahrung hat. Jemand der innerhalb von knappen 16 Jahren so oft sprichwörtlich "Am Abgrund stand". Und wenn ich ehrlich bin, dann nicht nur sprichwörtlich.
Aber warum habe ich weiter gemacht ? Warum tue ich mir, und vor allem allen anderen dies weiter an ?
Ich weis nicht was es ist, dass einen im letzten Moment zurück hällt. Ich habe keine Ahnung welche innere Stimme zu einem spricht, wenn man mit der Klinge in der Hand da sitzt, sich über den Abgrund vor dem offenen Fenster lehnt, oder sich Schritt für Schritt auf die befahrene Straße begibt. Ich weis es nicht.
Und doch danke ich dieser Stimme und verfluche sie täglich aufs Neue.
Ich habe in meinem letzten Text die Frage erwähnt "Wie wäre die Welt wohl ohne mich ?". Und ich habe keine Antwort auf sie.
Ich möchte niemandem mit meinen Ansichten Angst einjagen, jemanden in seiner Ansicht beleidigen oder kritisieren. Ich möchte auch erst recht nicht jemandem meine Meinung aufzwingen. Ich versuche lediglich, mir meine Antwort zusammenzureimen.
Ich denke, dass wir eigentlich jeden Tag am Abgrund stehen.
Der Mensch ist in zwei Dingen unglaublich gut.
1. Probleme zu lösen. Das heist einen Weg zu finden mit oder durch etwas zu leben, etwas zu entwickeln oder sich mit dem Problem auseinanderzusetzen.
2. Sich vor Problemen zu verstecken. Das heist jeder Entscheidung, jeder Verantwortung, jedem freien Gedanken. Sich abzuschließen gegenüber allem, was einem etwas tun könnte.
Man kann nicht grundsätzlich sagen, dass ein Mensch einer der Kategorien angehört. Im Gegenteil. Menschen haben zu beidem eine natürliche Veranlagung. Sie beherrschen beides wunderbar. Und sie nutzen auch beides.
Normalerweise ist unser Verstand, das was uns von anderen Lebewesen unterscheidet, der Wärter zwischen diesen beiden Seiten. Er entscheidet, in welcher Situation wir welches Talent nutzen, denn unser Verstand ist sich unserer Talente, bewusst oder unbewusst, sicher und er versteht sie und kann sie leiten. Er entscheidet, was angebracht beziehungsweise, was das "beste" in der jeweiligen Situation ist.
Stehen wir vor einer Hürde, die uns etwas großartiges Offenbart und mit der wir fertig werden können, gibt uns unser Verstand auf sie zu überwinden.
Stehen wir vor etwas unlösbarem, oder etwas das uns in keinster Weise weiterbringt, gibt er uns auf uns raus zu halten.
Aber was passiert, wenn wir vor einer Hürde stehen, bei der unser Verstand nicht weis, ob wir sie überwinden können und ob es sich lohnt dies zu tun ?
Ein gutes Beispiel ist die bereits beschriebene Situation.
Wir stehen am offenen Fenster und fragen uns ob wir springen sollen.
In unserem Kopf passiert folgendes:
Unser Verstand ist überfordert. Er weis das wir es schaffen würden. Wir könnten mit den Problemen zurecht kommen. Es würde eine Weile dauern, aber mit Sicherheit würde alles gut werden. Und es gibt so unglaublich vieles, für das es sich lohnt zu leben. Man würde unglaublich vieles zurücklassen. Dieser Teil geschieht, auch wenn wir denken wir hätten nichts mehr. Denn es gibt immer etwas.
Zum anderen spielt er auch das Szenario ab "Wie die Welt ohne uns wäre" und sieht ein das es so vielleicht besser für uns, um uns zu erlösen, und alle anderen wäre.
Und hier geschieht "Der Trick".
Der Körper ist natürlicher weise zu Selbsterhaltung ausgelegt. Wenn er in einer bedrohlichen Situation ist, tut er automatisch das, was wichtig ist um uns am Leben zu erhalten. Es kann so weit gehen das der Kopf buchstäblich abschaltet.
Auf diese Weise sendet der Körper Stress-Hormone aus, die uns sozusagen in einen "Angst-Zustand" versetzen. Wir bekommen Angst davor, dass es weh tut wenn wir uns etwas antun. Das es Schmerzen sind, gegen die wir dann nichts mehr unternehmen können. Und hier setzt die Empathie ein. Wir empfinden den Schmerz, den lieb gewonnene Personen vermutlich empfinden würden.
Diese Vorgänge unterstützen uns dabei, die Lebenserhaltende Seite unseres Verstandes mindestens So weit zu stärken, dass sie die andere überwiegt.
Aber man sollte nicht glauben, dass so etwas nur in solch extremen Situationen geschieht.
Wenn man das beklemmende Gefühl bei traurigen oder schwermütigenden Gedanken kennt, dann ist man schon Zeuge der Stress-Situation in die einen der Körper versetzt.
Im normalen, durchschnittlichen Leben, kommt dies häufiger vor als man denkt.
Wie ich gesagt habe, wir stehen jeden Tag am Abgrund.
Und im Grunde hat unser Körper und unser Verstand ja ziemlich recht.
Der jeweiligen Situation entsprechend, gibt es natürlich Schuld, Schmerz, Angst, Frust und ähnliches. Und sie gehören zum Leben dazu, solch eine Situation und Erfahrung macht einen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit stärker.
Aber wenn wir auf die andere Seite schauen, dann gibt es SO unglaublich vieles, das So unglaublich lebenswert ist. Allein schon die Hoffnung und die Vorfreude auf vieles davon reicht aus, um ein Grund zum Leben zu sein. Und wenn es nur ein Mensch ist, der hin und wieder nett zu einem ist.
Denn so sehr man sich zum Beispiel für etwas hasst, was man jemandem angetan hat, so sinnlos wäre es auch, danach aufzugeben, alles hinzuwerfen und anderen und mit Sicherheit auch diesem Menschen weh zu tun. Es wäre doch viel erstrebenswerter, dieser Person, oder zumindest sich selbst und seiner Umgebung, ein schönes Leben zu ermöglichen. Und so schwierig dies auch sein mag, wenn man nicht mehr die Chance dazu hat, weil man aufgegeben hat, dann hat man schon verloren. Solange man im Spiel bleibt, gibt es immer eine Chance ...

Ich möchte mit diesem Text vieles Ausdrücken.
An erster Stelle, möchte ich allen danken, die in meinem Leben eine Rolle gespielt haben und spielen. Jeder einzelne von ihnen hat mich zu dem gemacht der ich bin.
An zweiter Stelle möchte ich mich bei all den Menschen, denen ich mit Fehlern und auf jegliche Weise weh getan habe entschuldigen. Es ist sehr förmlich, aber ich hoffe ihr erkennt, das ich mich mehr als ihr denkt mit jedem einzelndem Fehler auseinander gesetzt habe.
An dritter Stelle ist dies ein Ausruf an alle denen es schlecht geht. Ihr werdet kein Licht im Dunkeln finden, wenn ihr aufgebt danach zu suchen. Es IST schwer, aber nicht unmöglich.
Und letztendlich, hoffe ich vielen damit viele Situationen zu erklären in denen ich mich vielleicht seltsam verhalten habe. Ich kann mich manchmal schlecht verbergen wenn es um solche Gedanken geht. Aber mir geht es gut !

Um den Text nun endlich abzuschließen, Danke an euch fürs lesen.
Und ich möchte noch eine kleine Bitte loswerden.
Ich möchte euch bitten, Situationen, Erlebnisse, persönliche Erfahrungen jeglicher Art hierzu einfach hier drunter aufzuschreiben. Keine Sorge ihr könnt euch natürlich anonym lassen. Es wäre für mich einfach nur eindrucksvoll, so etwas zu lesen und zu verstehen wie andere sich mit ihren Gedanken und Problemen auseinander setzen und wie ihr mit bestimmten Sachen umgeht.
Und wenn jemand im Moment in einer solchen Krise steckt, biete ich mich natürlich auch gern als persönlicher (natürlich kostenloser) "Psychotherapeut" an ;D
Vielen, vielen Dank,
Cain

Sonntag, Januar 23

Eine weitere Nacht allein ...

Some people sing for life some people sing for death
Some people sing to sing the songs that they like best

Some people sing for broke some people sing for fame

Some people sing for hope some people sing for pain.

Was richtig ist.
Was wirklich eine Bedeutung hat.
Was nur Einbildung ist.

Mit einem lauten, kratzenden Geräusch schob sich der schwere Wagen den Bahnsteig entlang bis er schließlich zum stehen kam.
Nur eine flüchtige Berührung.
Die automatischen Türen öffneten sich und gaben den bedrückend kleinen, öffentlichen Raum im inneren frei.
Blos eine höfliche Gewohnheit.
Er betrat mit zögerlichem Schritt den Wagon. Die 3 anderen Leute, die ebenfalls zugestiegen waren, suchten sich in hektischem Wettkampf einen freien abgelegenen Platz.
Er blickte sich mit einem Gefühlslosen Blick um und entschied sich schließlich für einen Platz in der Ecke und setzte sich.
Mit einem Seufzer setzte er sich seine Kopfhörer auf und wählte in der ewig langen Liste einen Song der zu seiner Laune passte, um sich möglichst selbst das denken zu ersparen. Es war ein verzweifelter und sinnloser Versuch, aber das war ihm gleich.
Mit entsetzlicher Lautstärke schlossen sich die Türen wieder und die Bahn setzte sich langsam in Bewegung.
Es war wirklich nicht mehr als eine flüchtige Berührung.
Ungewöhnlich hektisch scrollte er die Liste entlang, um ja endlich von seinen Gedanken abgelenkt zu werden und sich in den Sog der Musik ziehen zu lassen.
Er dachte leicht angespannt nach, welcher Song ihm auf Anhieb zu seinen Gefühlen einfiel.
Einer Eingebung folgend entschied er sich und war froh als die ersten Klänge, sanft gespielte simple Akkorde, in wie eine Welle von innen durchspülten.
Wie durch ein Wunder waren seine gesamten Gedanken auf das Lied fixiert. Sein gesamter Körper erlebte den Rhythmus und versuchte ihn auf jede erdenkliche Weise mit zu leben. Seine gesamten Gedanken kreisten um den Text, dachten ihn mit und sagten ihm vor, welche Stelle als nächstes käme.
Die Zeilen fluteten seinen Körper binnen Sekunden und erfüllten ihn, namen ihn ein, als wären es seine eigenen Gedanken.
Would it make things easier if I were gone

Would it make things right if I was never wrong

Would it make things easier if I were gone

Would it make things easier
Es kam ihm nur noch wie eine törichte Idee vor. Eine kindischer Versuch. Eine Träumerei.
Seine Gedanken streiften wieder und wieder ihre Lippen, doch es änderte nichts.
Unbewusst hatte er begonnen, wie üblich, aus dem Fenster zu starren, wo sich die hin und wieder vorbeizischenden Lichter durch die Dunkelheit zogen wie Vögel über einen Sommerhimmel. Auch wenn in der Dunkelheit nichts von der Umgebung zu erkennen war, wurde sie doch durch die gelegentlichen Lichter leicht erhellt, was ihm genügte um zu erkennen wo er war. Er war diese Strecke in letzter Zeit öfter gefahren also wurde es anscheinend doch zur Gewohnheit.
Wie leicht kann es fallen, einfach den Blick abzuwenden.
Sein Blick streifte die Reflektion seines eigenen Gesichtes. Ein müder, irgendwie leerer Ausdruck blickte ihm entgegen. Nicht gerade aufmunternd.
Would it make things easier if I were gone

Would it make things right if I was never wrong

Would it make things easier if I were gone

Would it make things easier
Es stimmte. Wäre es nicht irgendwo interessant zu wissen, wie die Welt ohne einen selbst so wäre ?
Unter normalen Umständen hätte er sich verboten diese Gedanken weiter zu verfolgen. Er kannte sie und wusste worin sie unweigerlich und ausnahmlos endeten und so hatte er sie sich selbst verboten. Schon allein um sich nicht wieder so traurig zu machen. Aber jetzt ...
Sie würde es wahrscheinlich nie merken und es passte einfach gerade zu gut.
Die Frage "Wie wäre die Welt ohne mich ?" ist garkeine so einfach Frage. Und vor allem sollte sie nicht angegangen werden, wenn man sich selbst in einem traurigen oder gar deprimierten Zustand befindet, da sie sonst sehr schnell in stark selbstkritische Gedanken abschweifen kann ohne dies überhaupt zu bemerken. Jedoch rate ich generell von ihr ab.

Es begibt sich mit der Persönlichkeit so, dass man in seinem Bewusstsein festhängt. Man ist daran gebunden was man selbst weis, kann und denkt. Unsere ganze Welt baut sie darauf auf, wie WIR die Welt sehen. Unser Rot, ist alles Rot. Könnte irgendwer beweisen, dass dem nicht so wäre ? Das dieses "Rot" eigentlich anders aussieht ? Wohl kaum !
Unser denken, fühlen und empfinden spezifiziert sich also ausschlieslich auf persönliche Erfahrung, Gedanken und Gefühle. Jeder der erfährt, denkt oder fühlt, fühlt so wie wir es tun würden. Und wenn wir nicht wissen was in jemandem vorgeht, dann interpretieren wir. Wir suchen in unseren Erinnerungen und Erfahrungen nach vergleichbaren Beispielen. Und natürlich finden wir sie, denn es gab jede Situation schon einmal in unserem Leben. Bewusst oder unbewusst. Jedoch ist diese Erinnerung ebenfalls durch die eben genannten Tatsachen beeinflusst, was bedeutet das wir von unseren selbstprojezierten Erinnerungen auf andere Begebenheiten schliesen und uns diese ebenfalls als Beispiele abspeichern.
Kurz und einfach: Wir geben anderen unsere eigenen Gedanken und Gefühle um sie verstehen zu können und interpretieren diese dann in jeden anderen Menschen hinein.
Und so gibt es letztendlich nur zwei Möglichkeiten wie wir uns die Welt ohne uns vorstellen können. Denn so wie wir die Welt letztendlich aufbauen, ist sie so wie wir.
Darum ist es so Stimmungs abhängig wie wir uns diese Frage beantworten.
Wie wäre die Welt ohne mich ?
Sind wir gut drauf, denken wir an all das was wir verpassen würden. An all die Personen die uns vermissen würden. An all die Dinge die von nun an langweilig wäre.
Sind wir schlecht drauf, ergibt plötzlich alles einen Sinn sobald wir fort sind. Alle sind glücklich und können endlich das Leben leben was sie brauchen und wollen.
There's something about the way we fit
There's something about this psycho trip

There's something about the way we groove

Something's got me and I just can't seem to choose.
Der plötzliche laute Umschwung der Musik riss ihn aus seinen Gedanken. Er war abgeschweift
Er unterdrückte einen leichten Zwang sich auf jegliche Art Schmerz zuzufügen und wendete seinen Kopf um zu sehen wo er war.
Die Sicht vor dem Fenster hatte sich kaum verändert. Dunkelheit.
Mit einmal machten sich einige Umrisse in der Dunkelheit aus. Die Bahn fuhr beschwerlich in den Bahnhof ein. Er erkannte den Bahnhof und er bedeutete das noch ein klein wenig Zeit war.
Er kramte in seiner Tasche nach seinem Handy und schaute auf das Display.
Durch eine plötzliche Laune begann er die SMS zu beantworten die er bekommen hatte.
Tust du nich kl...
Die Bahn setzte sich wieder in Bewegung.
Aufgeschreckt sah er auf, aus dem Fenster. Die grellen Lichter des Bahnhofs begannen sich langsam an ihm vorbei zu bewegen. Sie wurden immer schneller. Und urplötzlich hatte er wieder die Dunkelheit vor sich.
Die Straßenlaternen zogen als kleine Kugeln in raschen Abständen in der Ferne vorbei.
Er blicke zurück auf sein Handy, beendete die SMS und drückte auf 'Senden'.
The one I love I hate,
But the sex is great.
"Senden erfolgreich"
Er steckte das Handy zurück in seine Tasche und begann erneut aus dem Fenster zu sehen.
Mit viel Mühe schaffte er es, das beklemmende Gefühl in seinem Magen zu verdrängen.
Um sich abzulenken und da es ja auch irgendwie passte, begann er in Gedanken etwas zu zitieren.
Die Sonne.
Ich liebe sie.
Sie spendet mir wohlige Wärme.
In ihrer Nähe fühle ich mich wohl, warm und geborgen, geradezu innerlich erfüllt.
Und so wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jede freie Sekunde in ihrer Nähe zu verbringen.
Doch was, wenn ich in ihrer Nähe bin ?
Scheint sie nicht immer ein wenig Glanz zu verlieren sobald ich ihr nahe bin ?
Und strahlt sie nicht in voller Pracht, wenn ich sie aus der Ferne betrachte ?
Sie blüht auf wenn andere ihr nahe kommen. Sie sonnt sich im eigenen Licht. Sie scheint durch und durch glücklich.
Ich versuche da zu sein, wo sie ist, um ihr nahe zu sein. Ich tue mein bestes um ihr jeden Wunsch von jedem einzelnen Strahlen ihrer Augen abzulesen. Ich folge ihr, wohin sie auch geht, damit sie sich stets in Sicherheit wissen kann.
Doch wenn ich mich ihr nähere, bewegt sie sich nicht. Und gehe ich von ihr fort, bewegt sie sich nicht.
Und sie spricht. Sie sagt zu mir, dass sie sich bei mir eben so wohl fühlt. Und ich tue gut daran zu glauben.
Und doch scheint sie heller, wenn ich ihr den Rücken zuwende…
Eigentlich töricht das er mitten in der Nacht durch die Gégend fuhr und Texte über die Sonne zitierte.
Der Wagen wurde erneut langsamer.
In Gedanken begann er seinen Weg in Worte zu fassen. Es erschien ihm als eine gute Situation um sie zu beschreiben.
Während sich in seinem Kopf die ersten Formulierungen bildeten kam die Bahn zu Stillstand, er richtete sich auf und trat geistesabwesend an die Tür.
Sie öffnete sich und gab ihn in eine komplett andere Welt frei.
Vom ersten Schritt an aus der Tür, begann die Kälte nun doch langsam unter seine Sachen zu kriechen ...
ohne es zu merken.