Sonntag, Januar 23

Eine weitere Nacht allein ...

Some people sing for life some people sing for death
Some people sing to sing the songs that they like best

Some people sing for broke some people sing for fame

Some people sing for hope some people sing for pain.

Was richtig ist.
Was wirklich eine Bedeutung hat.
Was nur Einbildung ist.

Mit einem lauten, kratzenden Geräusch schob sich der schwere Wagen den Bahnsteig entlang bis er schließlich zum stehen kam.
Nur eine flüchtige Berührung.
Die automatischen Türen öffneten sich und gaben den bedrückend kleinen, öffentlichen Raum im inneren frei.
Blos eine höfliche Gewohnheit.
Er betrat mit zögerlichem Schritt den Wagon. Die 3 anderen Leute, die ebenfalls zugestiegen waren, suchten sich in hektischem Wettkampf einen freien abgelegenen Platz.
Er blickte sich mit einem Gefühlslosen Blick um und entschied sich schließlich für einen Platz in der Ecke und setzte sich.
Mit einem Seufzer setzte er sich seine Kopfhörer auf und wählte in der ewig langen Liste einen Song der zu seiner Laune passte, um sich möglichst selbst das denken zu ersparen. Es war ein verzweifelter und sinnloser Versuch, aber das war ihm gleich.
Mit entsetzlicher Lautstärke schlossen sich die Türen wieder und die Bahn setzte sich langsam in Bewegung.
Es war wirklich nicht mehr als eine flüchtige Berührung.
Ungewöhnlich hektisch scrollte er die Liste entlang, um ja endlich von seinen Gedanken abgelenkt zu werden und sich in den Sog der Musik ziehen zu lassen.
Er dachte leicht angespannt nach, welcher Song ihm auf Anhieb zu seinen Gefühlen einfiel.
Einer Eingebung folgend entschied er sich und war froh als die ersten Klänge, sanft gespielte simple Akkorde, in wie eine Welle von innen durchspülten.
Wie durch ein Wunder waren seine gesamten Gedanken auf das Lied fixiert. Sein gesamter Körper erlebte den Rhythmus und versuchte ihn auf jede erdenkliche Weise mit zu leben. Seine gesamten Gedanken kreisten um den Text, dachten ihn mit und sagten ihm vor, welche Stelle als nächstes käme.
Die Zeilen fluteten seinen Körper binnen Sekunden und erfüllten ihn, namen ihn ein, als wären es seine eigenen Gedanken.
Would it make things easier if I were gone

Would it make things right if I was never wrong

Would it make things easier if I were gone

Would it make things easier
Es kam ihm nur noch wie eine törichte Idee vor. Eine kindischer Versuch. Eine Träumerei.
Seine Gedanken streiften wieder und wieder ihre Lippen, doch es änderte nichts.
Unbewusst hatte er begonnen, wie üblich, aus dem Fenster zu starren, wo sich die hin und wieder vorbeizischenden Lichter durch die Dunkelheit zogen wie Vögel über einen Sommerhimmel. Auch wenn in der Dunkelheit nichts von der Umgebung zu erkennen war, wurde sie doch durch die gelegentlichen Lichter leicht erhellt, was ihm genügte um zu erkennen wo er war. Er war diese Strecke in letzter Zeit öfter gefahren also wurde es anscheinend doch zur Gewohnheit.
Wie leicht kann es fallen, einfach den Blick abzuwenden.
Sein Blick streifte die Reflektion seines eigenen Gesichtes. Ein müder, irgendwie leerer Ausdruck blickte ihm entgegen. Nicht gerade aufmunternd.
Would it make things easier if I were gone

Would it make things right if I was never wrong

Would it make things easier if I were gone

Would it make things easier
Es stimmte. Wäre es nicht irgendwo interessant zu wissen, wie die Welt ohne einen selbst so wäre ?
Unter normalen Umständen hätte er sich verboten diese Gedanken weiter zu verfolgen. Er kannte sie und wusste worin sie unweigerlich und ausnahmlos endeten und so hatte er sie sich selbst verboten. Schon allein um sich nicht wieder so traurig zu machen. Aber jetzt ...
Sie würde es wahrscheinlich nie merken und es passte einfach gerade zu gut.
Die Frage "Wie wäre die Welt ohne mich ?" ist garkeine so einfach Frage. Und vor allem sollte sie nicht angegangen werden, wenn man sich selbst in einem traurigen oder gar deprimierten Zustand befindet, da sie sonst sehr schnell in stark selbstkritische Gedanken abschweifen kann ohne dies überhaupt zu bemerken. Jedoch rate ich generell von ihr ab.

Es begibt sich mit der Persönlichkeit so, dass man in seinem Bewusstsein festhängt. Man ist daran gebunden was man selbst weis, kann und denkt. Unsere ganze Welt baut sie darauf auf, wie WIR die Welt sehen. Unser Rot, ist alles Rot. Könnte irgendwer beweisen, dass dem nicht so wäre ? Das dieses "Rot" eigentlich anders aussieht ? Wohl kaum !
Unser denken, fühlen und empfinden spezifiziert sich also ausschlieslich auf persönliche Erfahrung, Gedanken und Gefühle. Jeder der erfährt, denkt oder fühlt, fühlt so wie wir es tun würden. Und wenn wir nicht wissen was in jemandem vorgeht, dann interpretieren wir. Wir suchen in unseren Erinnerungen und Erfahrungen nach vergleichbaren Beispielen. Und natürlich finden wir sie, denn es gab jede Situation schon einmal in unserem Leben. Bewusst oder unbewusst. Jedoch ist diese Erinnerung ebenfalls durch die eben genannten Tatsachen beeinflusst, was bedeutet das wir von unseren selbstprojezierten Erinnerungen auf andere Begebenheiten schliesen und uns diese ebenfalls als Beispiele abspeichern.
Kurz und einfach: Wir geben anderen unsere eigenen Gedanken und Gefühle um sie verstehen zu können und interpretieren diese dann in jeden anderen Menschen hinein.
Und so gibt es letztendlich nur zwei Möglichkeiten wie wir uns die Welt ohne uns vorstellen können. Denn so wie wir die Welt letztendlich aufbauen, ist sie so wie wir.
Darum ist es so Stimmungs abhängig wie wir uns diese Frage beantworten.
Wie wäre die Welt ohne mich ?
Sind wir gut drauf, denken wir an all das was wir verpassen würden. An all die Personen die uns vermissen würden. An all die Dinge die von nun an langweilig wäre.
Sind wir schlecht drauf, ergibt plötzlich alles einen Sinn sobald wir fort sind. Alle sind glücklich und können endlich das Leben leben was sie brauchen und wollen.
There's something about the way we fit
There's something about this psycho trip

There's something about the way we groove

Something's got me and I just can't seem to choose.
Der plötzliche laute Umschwung der Musik riss ihn aus seinen Gedanken. Er war abgeschweift
Er unterdrückte einen leichten Zwang sich auf jegliche Art Schmerz zuzufügen und wendete seinen Kopf um zu sehen wo er war.
Die Sicht vor dem Fenster hatte sich kaum verändert. Dunkelheit.
Mit einmal machten sich einige Umrisse in der Dunkelheit aus. Die Bahn fuhr beschwerlich in den Bahnhof ein. Er erkannte den Bahnhof und er bedeutete das noch ein klein wenig Zeit war.
Er kramte in seiner Tasche nach seinem Handy und schaute auf das Display.
Durch eine plötzliche Laune begann er die SMS zu beantworten die er bekommen hatte.
Tust du nich kl...
Die Bahn setzte sich wieder in Bewegung.
Aufgeschreckt sah er auf, aus dem Fenster. Die grellen Lichter des Bahnhofs begannen sich langsam an ihm vorbei zu bewegen. Sie wurden immer schneller. Und urplötzlich hatte er wieder die Dunkelheit vor sich.
Die Straßenlaternen zogen als kleine Kugeln in raschen Abständen in der Ferne vorbei.
Er blicke zurück auf sein Handy, beendete die SMS und drückte auf 'Senden'.
The one I love I hate,
But the sex is great.
"Senden erfolgreich"
Er steckte das Handy zurück in seine Tasche und begann erneut aus dem Fenster zu sehen.
Mit viel Mühe schaffte er es, das beklemmende Gefühl in seinem Magen zu verdrängen.
Um sich abzulenken und da es ja auch irgendwie passte, begann er in Gedanken etwas zu zitieren.
Die Sonne.
Ich liebe sie.
Sie spendet mir wohlige Wärme.
In ihrer Nähe fühle ich mich wohl, warm und geborgen, geradezu innerlich erfüllt.
Und so wünsche ich mir nichts sehnlicher, als jede freie Sekunde in ihrer Nähe zu verbringen.
Doch was, wenn ich in ihrer Nähe bin ?
Scheint sie nicht immer ein wenig Glanz zu verlieren sobald ich ihr nahe bin ?
Und strahlt sie nicht in voller Pracht, wenn ich sie aus der Ferne betrachte ?
Sie blüht auf wenn andere ihr nahe kommen. Sie sonnt sich im eigenen Licht. Sie scheint durch und durch glücklich.
Ich versuche da zu sein, wo sie ist, um ihr nahe zu sein. Ich tue mein bestes um ihr jeden Wunsch von jedem einzelnen Strahlen ihrer Augen abzulesen. Ich folge ihr, wohin sie auch geht, damit sie sich stets in Sicherheit wissen kann.
Doch wenn ich mich ihr nähere, bewegt sie sich nicht. Und gehe ich von ihr fort, bewegt sie sich nicht.
Und sie spricht. Sie sagt zu mir, dass sie sich bei mir eben so wohl fühlt. Und ich tue gut daran zu glauben.
Und doch scheint sie heller, wenn ich ihr den Rücken zuwende…
Eigentlich töricht das er mitten in der Nacht durch die Gégend fuhr und Texte über die Sonne zitierte.
Der Wagen wurde erneut langsamer.
In Gedanken begann er seinen Weg in Worte zu fassen. Es erschien ihm als eine gute Situation um sie zu beschreiben.
Während sich in seinem Kopf die ersten Formulierungen bildeten kam die Bahn zu Stillstand, er richtete sich auf und trat geistesabwesend an die Tür.
Sie öffnete sich und gab ihn in eine komplett andere Welt frei.
Vom ersten Schritt an aus der Tür, begann die Kälte nun doch langsam unter seine Sachen zu kriechen ...
ohne es zu merken.